Manche Blogartikel schreibt man ja vor allem für sich selbst. Dieser hier, über Selbstfürsorge gehört definitiv dazu. Es ist der 15.Mai 2020, mitten in der Corona Krise. Vor zwei Monaten haben die Schulen und die Kita meiner Kinder von einem Tag auf den anderen geschlossen.
Seit einer Woche geht mein großer Sohn wieder in die Schule (aber nur im zwei-Wochen-Rhythmus), die Kita soll nächste Woche wieder aufmachen (aber auch im zwei- Wochen-Rhythmus, natürlich nicht in derselben, in der mein Sohn in die Schule geht), von der Grundschule habe ich noch gar nichts gehört. Es ist realistisch anzunehmen, dass bis zu den Sommerferien zumindest immer ein Kind zuhause sein wird. Und was aus unseren Sommerferien wird, steht natürlich sowieso in den Sternen …
Eigentlich ist es schön, dass die Kinder so viel Zeit zuhause sind, ich genieße das auf der einen Seite sehr. Auf der anderen heißt es aber auch, dass viele meiner eigenen Projekte in dieser Zeit zurückstehen mussten: Meine Buchpräsentation ist ebenso ausgefallen, wie eine Lesung zum Buch, die geplanten Baumwanderungen und meine Waldkindergruppe. In mir ist viel Trauer, dass all diese schönen und auch lang geplanten Veranstaltungen nicht haben stattfinden können.
Dazu kommt, dass der tägliche Alltag mit drei Kindern viel Kraft kostet. Das fängt bei den Kleinigkeiten wie jeden Tag drei Mahlzeiten für fünf Personen (inklusive einem sehr hungrigen Teenager) auf den Tisch zu stellen (und dafür einzukaufen) an und hört beim Homeschooling für zwei Kinder und gleichzeitiger Betreuung eines Kitakindes noch lange nicht auf.
Da braucht es viel Selbstfürsorge, kleine Rituale, die mich gut in mir verankern. Und damit ich mich selber immer gut daran erinnere, schreibe ich diesen Blogpost über Selbstfürsorge. Um euch zu helfen und ehrlich gesagt auch mir.
Selbstfürsorge Do’s
Sitzplatz
Meine größte Hilfe ist mein Sitzplatz. Das ist eine alte Eiche, die nur fünf Minuten von uns entfernt im Wald steht. Dahin gehe ich jeden Morgen, hier spreche ich meine Gebete und meinen Dank. (Und ja, dafür stehe ich früher auf als meine Familie, so wichtig ist mir das). Jeden Morgen grüßt mich der Specht und die Mönchsgrasmücke, jeden Morgen darf ich mich an die Eiche anlehnen und mir etwas von ihrer Stärke mitnehmen. (Wer sich jetzt fragt, was ein Sitzplatz ist: Hier und hier gibt es mehr Informationen darüber.)
Dankbarkeit
Dankbarkeit habe ich gerade schon erwähnt, das ist für mich ganz wichtig. Direkt nach dem Aufstehen trinke ich ein Glas Wasser und spreche dabei einen kurzen Dank, das habe ich von meinem Lehrer Sal Gencarelle von der Helpers Mentoring Society übernommen. Auch tagsüber versuche ich immer wieder Momente des Dankes zu finden, meistens vor dem Essen, wo die Kinder und ich einen kurzen Dank teilen. Durchzuatmen und dankbar zu sein, für all das, was ist, hilft mir immens zu mir zu kommen.
Bewegung
In den Momenten zwischendurch, wo ich merke, dass ich aus dem Gleichgewicht komme, versuche ich, Bewegung in den Alltag einzubauen. Einfach mal Musik anmachen und dazu tanzen – das geht auch mit Kindern gut. Allerdings muss ich gestehen, dass mir das am allerschwersten fällt. Dennoch: Wenn ich es schaffe, das zu machen, fühle ich mich hinterher gelöster und die allgemeine Laune ist auch gestiegen.
Atmen/Riechen
Was mir neben Bewegung noch hilft, ist Atmen und Riechen. Atmen geht ja immer, aber auch zum Riechen findet ihr in der Natur wunderbare Dinge: An einer Weißdorn- oder Holunderblüte zu schnuppern, macht mich automatisch glücklich. Zuhause verwende ich Räucherwerk. Das könnt ihr natürlich selber sammeln (wie z.B. Beifuss oder Johanniskraut, darüber muss ich nochmal mehr schreiben, das ist ein eigener Blogpost). Wenn ihr welches kaufen wollt, kann ich euch Only Goods oder Sensatonics empfehlen. Zum Reinigen räuchere ich weißen Salbei und Zedernholz; eine Mischung von Only Goods, die „Aus dem Herzen leben“ heißt, verwende ich, wenn ich wirklich aufgewühlt bin, die wirkt auf mich sehr beruhigend und entspannend. Diese Art der Aromatheraphie tut mir immer wieder unendlich gut.
Mettameditation
Abends gehe ich entweder nochmal in den Wald mit meiner Hündin oder ich versuche zuhause nochmal runterzukommen, zu mir zu kommen. Dabei hilft es mir zu meditieren, besonders gern mag ich die Mettameditation, in der es um Mitgefühl für sich selbst und für die ganze Welt geht. Ich bin keine Expertin dafür, aber ich weiß, dass ein paar Minuten dieser Meditation täglich mein Verhältnis zu mir selbst und zu meiner Umwelt verändern.
Wer das auch mal ausprobieren möchte: Es gibt unzählige freie Mettameditionen im Netz. Generell geht es erstmal darum, Mitgefühl für dich selbst zu entwickeln. Typische Formulierungen sind:
Möge ich frei sein von Gefahr. Möge ich glücklich sein. Möge ich körperlich gesund sein. Möge ich leicht durchs Leben gehen. Möge ich sicher sein. Möge ich in Frieden sein. Möge ich freundlich zu mir selbst sein. Möge ich mich selbst so annehmen, wie ich bin.
aus der Mettameditation
Nach und nach erweitert man dann das Mitgefühl auf die eigene Familie, Freunde, Bekannte, bis man irgendwann das Mitgefühl für die ganze Welt spüren kann. Hier findet ihr eine komplette Mettameditation von Jack Kornfield.
Tagebuch
Ebenfalls um Selbstmitgefühl geht es beim Tagebuch schreiben, auch das versuche ich jeden Abend in meinen Tagesablauf zu integrieren. Auf diese Art begegne ich mir selbst nochmal, vergewissere ich mich nochmal, was ich alles getan habe und wofür ich meine Energie verwendet habe. Das hilft mir, mich selbst anzuerkennen, meinen eigenen Kritiker, der sich fragt, wo der Tag denn schon wieder geblieben ist und warum das Exposee für das neue Buch immer noch nicht fertig ist, ruhig zu stellen.
Auf die Idee mit dem Tagebuch hat mich Clara von Tastesheriff gebracht, die seit Beginn der Krise ein sehr lesenswertes Familientagebuch führt.
Das ist eine lange Liste geworden und natürlich schaffe ich das nicht jeden Tag. Aber ich weiß, dass es mir besser geht, wenn ich mir die Zeit dafür nehme.
Selbstfürsorge Don’ts
Selbstfürsorge besteht für mich aber auch darin, dass ich zu ganz vielen Sachen „nein“ sage. Ich habe total reduziert, was mir nicht gut tut: Das ist vor allem zu viel Zeit in den Sozialen Medien (die Facebook App habe ich von meinem Handy gelöscht, die Zeit auf Instagram auf ein Minimum reduziert), zu viele Nachrichten (KEINE Verschwörungstheorien), und auch zu viele Abende auf Netflix. Ein positiver Effekt: Dadurch gewinne ich Zeit, die ich dann meinen positiven Ritualen widmen kann.
Dennoch gibt es sie natürlich, diese Abende, wo mir alles zu viel wird, wo ich nur noch abschalten möchte, nichts mehr fühlen möchte. Wo nur noch Wein, Schokolade und Netflix hilft. Doch seitdem ich so viel Zeit an meinem Sitzplatz verbringe, sind sie viel seltener geworden. (Nun ja, bis auf die Schokolade, von der komme ich nicht los.)
Ich hoffe, dieser Blogpost hat euch ein wenig geholfen. Die Zeiten sind schwierig, und es braucht all unsere Kraft, um da gut durchzukommen. Was sind eure kleinen Rituale? Welche Methoden helfen euch? Ich würde mich sehr freuen, von euch zu hören!
Herzlich, Eure Kathrin