am Sitzplatz

Der Sitzplatz – warum jede*r einen haben sollte

Mein Sitzplatz ist für mich Zuflucht und zweites Zuhause zugleich. Hier finde ich Ruhe und kann die Sorgen des Alltags vergessen. Ich komme zu mir, verbinde mich mit der Natur, lausche dem Gesang der Vögel und dem leisen Plätschern der Bille. Die alten Weiden geben mir Schutz und behüten mich. Hier kann ich ganz bei mir sein.

Und weil ich so schöne Erfahrungen an meinem Sitzplatz gemacht habe, würde ich gerne eine kleine Aktion dazu ins Leben rufen. Ich möchte euch nämlich verführen, dass ihr euch einen Sitzplatz sucht.

Warum fragt ihr? Was bringt ein Sitzplatz?

Ein Sitzplatz ist ein toller Ort, um:

  • zu euch kommen, mit euch in Kontakt zu kommen
  • Achtsamkeit für euch und für eure Umgebung zu entwickeln

Ich weiß, ähnliches versprechen zahllose Meditations-Apps auch. Aber dazu braucht man ja immer ein Smartphone und das kann auch problematisch sein. In dem neuen Zeit Magazin wird in einem Artikel über Mediations-Apps der Gesundheitspsychologe Dirk Lehr von der Leuphana in Lüneburg mit den Worten zitiert:

Das Smartphone sei kein neutraler Gegenstand, sagt Dirk Lehr, es sei negativ konditioniert. „All die Meditationen und Stressbewältigungstrainings finden auf dem dem gleichen Gerät statt, auf dem auch die ganzen Mails mit ‚hast du schon‘ und ‚bis morgen brauche wir‘ ankommen“ sagt er.

Nun möchte ich euch gar nicht euer Smartphone madig machen, ich möchte euch nur einladen, es beiseite zu lassen und euch auf das zu konzentrieren, was unmittelbar vor euch liegt und auch noch da ist, wenn der Smartphone Akku leer ist: die Natur in all ihrer Schönheit.

Und genau die könnt ihr an eurem Sitzplatz entdecken. Dazu müsst ihr übrigens nicht auf dem Land leben oder in einer wunderschönen Umgebung. Auch und gerade in der Großstadt (mehr dazu hier) kann man tolle Sitzplätze finden.

Wo findet ihr euren Sitzplatz?

Sitzplatz im Sommer
Sitzplatz im Sommer

Er sollte nicht zu weit von eurem Haus entfernt sein, sodass ihr dort bequem und ohne großen Aufwand so häufig wie möglich hingehen könnt (wenn es geht mindestens einmal pro Woche).

Das kann eine Bank in einem Park, euer Hinterhof oder auch euer Vorgarten sein, Hauptsache, es ist ein Ort, wo ihr euch wohl fühlt.

Wenn euch keine schöne Ecke einfällt, schaut mal auf die Karte (auch Google Maps oder Google Earth können da sehr hilfreich sein), oft gibt es kleine grüne Ecken oder Brachen, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat.

Wenn ihr dort angekommen seid, nehmt einen tiefen Atemzug, entspannt euch. Genau, meditieren könnt ihr dort nämlich auch. Ich würde euch eine Sinnes-Meditation empfehlen:

Sinnes-Meditation (nach Jon Young)

Hören: Schließt die Augen und versucht zu hören. Stellt euch vor, ihr hättet riesige Ohrmuscheln und könntet diese nach allen Seiten bewegen. Was ist das am weitesten entfernte Geräusch, das ihr hören könnt? Welches ist am leisesten?

Riechen: Schnuppert in die Luft. Was riecht ihr? Den ersten Frühlingshauch? Den Essengeruch vom nahen Imbiss?

Fühlen: Wie fühlt sich die Luft auf euren Wangen an? Die Kleidung auf eurer Haut? Wie fühlt sich euer Körper an?

Sehen: Öffnet die Augen und versucht euren Blick so weich und weit wie möglich zu machen. Als kleine Hilfe könnt ihr eure Finger mit ausgestreckten Armen vor euch halten und diese dann nach links und rechtes führen. Versucht das Blickfeld so weit zu halten, dass ihr eure Finger immer noch sehen könnt.

Und dann versucht alle diese Sinne gemeinsam zu aktivieren und wahrzunehmen. Wie fühlt ihr euch jetzt? Was seht ihr? Riecht ihr? Hört ihr?

Auch wenn jetzt im Winter vermeintlich noch alles tot und braun erscheint, so gibt es doch vieles, was sich lohnt zu beobachten:

Aufmerksamkeit im Februar

Sitzplatz im Februar
Sitzplatz im Februar

Welche Bäume oder Sträucher wachsen an eurem Sitzplatz? Wie unterscheiden sie sich? Wie sehen sie aus? Welche Struktur hat ihre Rinde? Wie fühlt sie sich an? Wie verzweigen sich die Äste? Wie dick sind sie?

Gibt es Vögel? Singen sie? Was singen sie? Könnt ihr Melodien, immer wiederkehrende Rufe erkennen?  Mehr zum Beobachten von Vögeln in dieser Jahreszeit hier.

Nehmt euch dafür soviel Zeit, wie ihr habt, ideal wären mindestens zwanzig bis dreißig Minuten. Aber auch mit weniger Zeit könnt ihr schon viel sehen und wahrnehmen.

Und wenn  ihr das häufig genug macht, werdet ihr feststellen, dass sich Glücksmomente und Erkenntnisse wie von selbst einstellen. Ich freue mich inzwischen an der zerfurchten Rinde der Weide und am Gesang der Amsel. Der Zilpzalp hat mir beigebracht, dass ich mir immer viel zu viel Druck mache, dass mein Perfektionismus mich daran hindert, einfach zu leben und zu genießen.

Und so geht es eurem Sitzplatz auch nicht darum, all die Bäume und Vögel zu identifizieren, sondern einfach nur darum, sie zu beobachten und wirklich anzuschauen.

So, nun hoffe ich, dass ich euch genügend Lust gemacht habe, euch einen Sitzplatz zu suchen. Da ich gerne Geschichten vom  Sitzplatz höre und erzähle, werde ich euch jeden Monat unter dem Hashtag #meinsitzplatz dazu einladen, eure Geschichten zu erzählen – hier auf dem Blog und auf Instagram und Facebook.

Ich freue mich auf eure Geschichten und wünsche euch eine gute Zeit auf eurem Sitzplatz.

Eure Kathrin

3 Kommentare zu „Der Sitzplatz – warum jede*r einen haben sollte“

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