Naturverbindung in dunklen Zeiten – Tipps fürs Draussensein mit Kindern

Die Zeiten sind schwierig gerade, da hilft kein Positivismus, keine Durchhalteparolen. Covid-19 hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt, auf eine Art und Weise, die sich niemand vor einem Jahr hätte vorstellen können.

Viele liebgewonnene Traditionen können dieses Jahr nicht stattfinden. Kein Laternelaufen, keine Vorbereitung aufs Krippenspiel, keine Weihnachtsmärkte, kein Plätzchenbacken in der Schule – die Liste ist lang, auch wenn sie sicherlich für jeden anders aussieht.

Vor allem für die Kinder ist das schwierig, aber auch für uns Eltern ist das hart, wir trauern schließlich um die schönen Traditionen und müssen trotzdem für unsere Kinder da sein und ihre Enttäuschung abfangen.

Ein Patentrezept, wie das am besten geht, habe ich auch nicht für euch. Dafür aber den Hinweis, dass, was auch immer gerade passiert, es IMMER eine gute Idee ist, raus zu gehen, in die Natur.

„Raus in die Kälte? Wo es jetzt doch so früh dunkel wird?“, mag da vielleicht die ein oder andere von euch denken. Ja, die Tage werden kürzer und kälter. Dennoch ist es draußen immer noch wunderschön und Zeit im Wald hilft, den komplexen Alltag zu verarbeiten.

Damit ihr euren innneren Schweinehund überwinden und eure Kinder motivieren könnt, rauszugehen, habe ich euch anbei ein paar Tipps und Spiele aus der Wildnispädagogik zusammengestellt.

Ein Hinweis vorab: Mir geht es nie um die Strecke, die wir zurücklegen, sondern darum, dass wir draußen sind. D.h. ich gebe gar kein Ziel aus, sondern wir schlendern nach Herzenslust herum, nehmen uns Zeit dafür, was wir sehen und finden. Meist suchen wir uns irgendwo einen schönen Platz im Wald, wo wir dann nach Herzenslust spielen können. Folgende Spiele lieben meine Kinder:

Auf dem Weg:

Wo sind die anderen?

Spontane Tarnung

Ein Klassiker, den ich von meinem Mentor Wieland Woesler gelernt habe und den man gut bei Spaziergängen spielen kann: Spontane Tarnung. Dabei ruft ein vorher festgelegtes Elternteil plötzlich „Spontane Tarnung“, schließt die Augen und fängt an bis zehn zu zählen. Alle anderen haben die Aufgabe sich zu verstecken und zwar möglichst nahe. Bei Zehn öffnet das Elternteil die Augen und fängt an die anderen zu suchen. Dabei darf es sich zwar umdrehen, jedoch keinen Schritt gehen. D.h. man kann sich hinter einem Baum unmittelbar daneben verstecken und nicht entdeckt werden. Meine Kinder lieben dieses Spiel, vor allem, wenn sie dran sind mit Suchen.

Songlines

Dieses Spiel ist inspiriert von den Aborigines, den Ureinwohnern Australiens, die bis heute ihr Land in vielschichtigen Songlines besingen. Ganz so komplex ist dieses Spiel nicht. Es geht lediglich darum, die Umgebung genau zu beobachten: Welche Bäume haben eine besondere Forme? Welche Landschaftsformationen gibt es? Was für eine Geschichte könnte dahinter stecken? Lasst eure Fantasie freien Lauf und erfindet Geschichten über den Baum mit den zwei Geschwistern oder dem verbotenen Tal. Verbindet eure Geschichten miteinander, sodass ihr anhand der Geschichten die Landschaft erzählt.

Naturmandala

Sucht während des Spaziergangs schöne Dinge, die ihr dann später in ein Naturmandala legt. Das können Zweige, Blätter, Bucheckern, Eicheln, Pilze sein …. aus allem lässt sich ein Naturmandala legen.

Am Platz

Zwergendorf bauen

Die Zwerge brauchen dringend ein Zuhause. Baut ihnen eines aus Naturmaterialien. Dabei könnt ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen, die Zwerge brauchen nicht nur Häuser, sondern auch eine Kochstelle, einen Versammlungsplatz, ein Schwimmbad, alles, was eurer Herz begehrt.

Shelter bauen

Ein Shelter ist ein Unterschlupf, den man sich aus bereits abgebrochenen Zweigen und Laub baut. Man kann das natürlich ganz professionell betreiben, dann kann man auch darin übernachten. Mit den Kindern geht es mir mehr darum, Spaß zu haben. Mein Ziel ist nicht das schönste und dichteste Shelter aller Zeiten, sondern, dass die Kinder Freude daran haben, sich einen Unterschlupf zu bauen. Bei uns wird ein fertiggestelltes Shelter immer mit einem kleinen Picknick darin gefeiert.

Tarnung

Das geht vor allem mit größeren Kindern gut: In einem vorher bestimmten Umkreis bekommen alle den Auftrag sich so gut wie möglich zu verstecken und zu tarnen. Dafür dürfen auch gerne Laubhaufen, umgefallene Bäume, Äste, etc genutzt werden. Dabei kommt es nicht auf Schnelligkeit an (ganz im Gegenteil, es ist sogar gut, wenn die Kindern auf ihren Plätzen ankommen und dort Zeit verbringen). Nach einer vorher festgelegten Zeit, sucht dann ein Elternteil die Kinder.

Überall:

Tierspuren

Schaut, wo ihr Tierspuren findet. Am besten sind dafür Matsch, Lehm, Schnee – feuchter Untergrund, auf dem sich die Trittsiegel der Tiere gut abzeichnen können. Drum achtet mal bei der nächsten Pfütze darauf, wer dort alles hinein und wieder hinausgelaufen ist. Einen Überblick über die Kunst des Spurenlesens findest du hier und hier ein ausführliches Interview mit dem Wildnismentor Paul Wernicke übers Fährtenlesen.

Bäume bestimmen

Die Bäume machen es uns im Herbst besonders einfach sie zu bestimmen, da reicht oft ein Blick auf die Blätter, die vor uns auf dem Boden liegen. Falls ihr euch dafür mit Literatur eindecken wollt: Mein Buch „Der Baumsammler“ stellt 24 einheimische Bäume vor. Mehr darüber hier.

Nachtwanderung

Wir machen traditionell im Januar eine Nachtwanderung, Berichte darüber findet ihr hier und hier, aber natürlich kann man auch jetzt im November und Dezember gut eine Nachtwanderung mit den Kindern unternehmen. Es ist immer schön und spannend, in der Dämmerung unterwegs zu sein. Eine Taschenlampe ist hilfreich, aber ich empfehle euch, diese nur im Notfall zu nutzen. Man sieht und hört soviel mehr, wenn man sie auslässt.

Und zum Abschluss

Am schönsten ist es nach einer gemeinsamen Zeit draußen rund ums Feuer zu sitzen – das geht natürlich nicht im Wald, sondern nur im heimischen Garten oder im Hinterhof. Wenn ihr die Möglichkeit habt, Feuer zu machen, dann nutzt diese. Spannend ist es, das Feuer mal nur mit Naturmaterialien zu entzünden, Tipps dafür findet ihr hier.

Wie immer gilt: Das ist keine To-Do Liste, nichts, was man abarbeiten musst. Es soll einfach nur eine Inspiration für dich sein, was man mit den Kindern im Wald machen kann.

Und ehrlich gesagt: Du brauchst auch gar keine Kinder, um all diese schönen Sachen zu machen, dein inneres Kind freut sich nämlich mindestens genauso, wenn es wieder draußen spielen darf.

Ich wünsche euch allen eine gute Zeit draußen. Bleibt gesund.

Herzlich,

Eure Kathrin

P.S. Was machst du am liebsten draußen? Ich freue mich auf eure Kommentare.

2 Kommentare zu „Naturverbindung in dunklen Zeiten – Tipps fürs Draussensein mit Kindern“

  1. Hallo Kathrin, danke für den schönen Artikel!
    Ein Hinweis zum Feuer machen: Ich manchen Bundesländern wie zum Beispiel Baden-Württemberg gibt es auch Feuerstellen im Wald, die frei benutzt werden dürfen.
    Bei uns in Rheinland-Pfalz sind Grillhütten eine gute Option. Dort darf man oft auch umsonst ein Feuer auf dem Gelände machen, wenn man nett anfragt. Es lohnt sich einfach mal im Internet nach Feuerstellen in der Umgebung zu googlen.
    Liebe Grüße
    Paddy

  2. Hallo Kathrin,
    Ich freue mich deine Homepage gefunden zu haben!
    Gern Sammelbuch mit meinen drei Kindern schöne Dinge in der Natur wie Kastanien, Eicheln, Zapfen, Blätter, Blüten, Stöcker auch Steine, Muscheln…es gibt sehr viele Schätze zu entdecken und das bringt richtig Spaß!
    Zuhause gibt es dann eine Bastelkiste die mit den Funden gefüllt wird oder es wird gleich ein Naturkunstwerk gestaltet, zum Beispiel Teelichter; also leere Gläser von z.B. Brotaufstrichen mit Rinde oder Blättern umwickeln, Mobiles mit Zapfen oder Hühnergöttern, Grußkarten mit Blättern bedruckt, Seifen (aus Resten) mit getrockneten Blüten (Rosen, Wacholder, Zeder, Ringelblume…), bemalte Steine…

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