Es ist dunkel draußen geworden, schon früh verabschiedet sich jetzt die Sonne von uns. Die Adventszeit steht bevor. Für viele ist es eine stressige Zeit, darum möchte ich euch gerade jetzt einladen, ruhig zu werden und euch mit der Natur zu verbinden. Natürlich gibt es dafür immer viele Möglichkeiten, die schönste für mich in dieser Jahreszeit ist, ein Feuer zu entzünden. Wir haben das neulich erst an St. Martin gemacht, hier folgt nun endlich der versprochene Blogpost übers Feuer machen.
Früher habe ich mir das Feuer machen nicht zugetraut, denn ehrlich gesagt, hätte ich ohne Anzünder kein Feuer entzünden können und irgendwie schien das alles extrem kompliziert zu sein.
Doch das muss es gar nicht sein. Damit auch ihr in diesem Winter am Feuer sitzen könnt, hier ein paar Tipps und Tricks.
Ihr braucht einen geeigneten Platz, wo ihr Feuer machen könnt. Der Untergrund sollte frei von Wurzeln, Gras und Blättern sein – oder aus Stein. Wir haben hier auch noch keinen richtigen Feuerplatz, darum machen wir das Feuer im Hinterhof. Damit das Pflaster nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, benutze ich eine Feuerschale.
Das nur vorab. Dann kommt das wichtigste: Ihr braucht Holz und Zunder.
Vorbereitungen für das Feuer: Zunder und Reisig
Zunder sorgt dafür, dass das Holz überhaupt anfängt zu brennen. Es gibt ganz verschiedene natürliche Zunder, das einfachste ist Birkenrinde. Birkenrinde könnt ihr schon vorher bei einem Spaziergang im Wald mitnehmen, am besten von toten Bäumen, dort könnt ihr sie ganz einfach abziehen – nur die weiße äußere Schicht. Bitte keine lebenden Bäume dafür anschneiden, das kann die Bäume verletzen. Doch meist gibt es immer genügend tote Birken (Warum, das werde ich später mal erzählen, aber vielleicht findet ihr es vorher heraus?)
Aber natürlich gibt es auch Gegenden, wo die Birken rar sind – ist mir letztes Jahr am Albtrauf passiert. Dann gibt auch noch andere natürliche Möglichkeiten: Ebenfalls als Zunder verwendbar sind: Distelsamen, Rohrkolben (Hier stehen manche Bestände allerdings standortbezogen unter Naturschutz), der namensgebende Zunderschwamm, ein Pilz, der vor allem an Birken und Buchen wächst, oder auch Kienspan, mit Harz getränktes Holz von Fichten oder Kiefern. Löwenzahnsamen könnt ihr auch probieren, genauso wie Weidensamen, Pappelsamen, getrocknete Lärchennadeln.
Während ihr euren Zunder sucht, könnt ihr gleich ein paar trockene Äste von Nadelbäumen abrechen, die eignen sich sehr gut zum Anzünden. Wenn das Holz knackt, ist es trocken. Direkt vom Boden braucht ihr kein Holz zu sammeln, das ist in so gut wie allen Fällen morsch oder nass. Am besten sammelt ihr Holz in verschiedenen Stärken, bei den Wildnispädagogen haben wir sie Dünnis, Mittlis und Dickis genannt.
Das Tipifeuer
Aus dem Zunder und dem Reisig baut ihr dann ein Tipifeuer. Zuerst kommen eine Art Tipi aus Dünnis, darauf legt ihr dann die Mittlis und zum Schluss die Dickis. Eine Öffnung müsst ihr lassen, am besten in Richtung des Windes, dorthinein kommt dann das Zundermaterial.
Wenn ihr das alles aufgebaut habt, dann müsste eigentlich ein Streichholz genügen, um euer Tipifeuer zu entzünden.
Sobald euer Tipifeuer brennt, könnt ihr auch stärkere Scheite Holz darauf legen. Diese sollten gut abgelagert und trocken sein. Ich habe nette Nachbarn, die mich mit ihrem selbst geschlagenen Holz versorgen, wenn ihr in der Stadt wohnt, könnt ihr das Holz auch im Super- oder Baumarkt kaufen.
Holz hat natürlich unterschiedlich gute Brennwerte. Diese Holzarten eignen sich besonders gut zum Feuer machen:
Birke:
hoher Brennwert, kein Funkenflug, leicht entzündlich, gute Glut, in den nordischen Ländern extrem beliebt als Feuerholz
Eiche
sehr guter Brennwert, muss zwei Sommer getrocknet werden
Buche:
sehr hoher Brennwert (zusammen mit Eiche), sehr hartes Holz
Kiefer:
guter Brennwert, muss gut getrocknet sein. Achtung: Frisches Kiefernholz brennt gar nicht – pures Asbest
Nicht so gut geeignet ist Fichte, da hier der Brennwert zu niedrig ist, das Holz sehr schnell verbrennt ohne eine ausdauernde Glut zu bilden. Außerdem neigt Fichtenholz zu Funkenflug, wenn die Harztaschen explodieren.
Wenn euer Feuer brennt, dann könnt ihr eure Nachbarn auf einen Glas Punsch einladen, eine Runde Weihnachtslieder singen, Marshmellows darüber grillen, oder auch Glutschalen machen – doch dazu ein anderes mal mehr. Ihr könnt aber auch das Feuer nur für euch bauen, in die Flammen schauen, und das Spiel der Flammen genießen. Auch ich mache das manchmal und genieße die Stille, die dabei in mir entsteht.
Ich wünsche euch viele schöne Stunden am Feuer. Macht es euch gemütlich und habt eine schöne Zeit ohne allzu viel Stress.
Literatur:
Regina Sommer, „Bäume. Das Haarkleid der Erde“, Biber-Verlag 2010.
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