Naturerfahrung ist meiner Meinung nach genau das, was uns in unserer hektischen Zeit fehlt. Wenn wir keine Zeit mehr haben, dem Gesang der Amsel zu lauschen, wenn wir nicht mehr wissen, wo sie ihr Nest baut, oder was sie isst – dann sind wir selbst aus dem Gleichgewicht, dann fehlt uns etwas Essentielles. Und genau das möchte ich mit diesem Blog erreichen: Dass ihr morgens aus dem Haus tretet, den Gesang der Amsel wahrnehmt, die Gänseblümchen am Wegesrand seht und euch ein paar als Morgensnack mitnehmt. Dass ihr euch umdreht, weil auf einmal der Eichelhäher gerufen hat, und ihr wisst, dass Nachbars Katze offensichtlich wieder unterwegs ist.
Termin bei Dr. Wald. Wie die Natur gesund und glücklich machen kann“
Das habe nicht ich geschrieben (obwohl ich das jederzeit unterschreiben würde), sondern die Zeit auf dem Titel ihres Magazins vom 11. Mai 2017.
Draußen in der Natur zu sein, hilft eigentlich immer, das zeigt dieser lesenswerte Artikel von Anke Sparmann eloquent auf.
Doch wir können noch einen Schritt weitergehen. Wir können nicht nur in der Natur sein, sondern uns auch mit ihr verbinden. Naturverbindung eröffnet uns einen tieferen Verständnis für die Welt um uns herum und damit schlussendlich auch für uns selbst.
Mein Leben hat sich durch eine wachsende Verbundenheit mit der Natur komplett verändert. Ich kann mich wieder spüren, habe einen besseren Zugang zu meinen eigenen Gefühlen und Emotionen. Dadurch hat sich vor allem die Beziehung zu meinen Kindern verbessert. Wenn ich mich spüre, dann kann ich auch besser auf die Kinder eingehen, ihnen auch in schwierigen Momenten nahe bleiben.
Und wenn meine Batterien nach einer langen Woche doch mal leer sind, dann weiß ich auch, wie ich sie wieder aufladen kann: Indem ich raus in den Wald gehe, meine Naturverbindung wieder stärke. Denn wenn ich diese Verbundenheit zur Natur spüre, dann bin ich wirklich glücklich. Eins mit mir und mit meiner Umwelt.
Doch nicht nur im Wald erfahre ich Naturverbindung. An guten Tagen passiert Naturverbindung bei jedem Gang in die Kita. Dann freue ich mich am Gesang der Amsel, am gefilterten Licht unter den Platanen, am Gezänk der Elstern und den aufblühenden Blüten der Linde. Dann nehme ich wahr, wo die Taube hinfliegt, höre, wie ihre Flügel zusammenschlagen. Dann frage ich mich, ob die Esskastanie eigentlich geblüht hat und ob wir dieses Jahr wieder Esskastanien sammeln können?
Aber nicht jeder Tag ist ein guter Tag und an den schwierigeren halte ich mich an meinen Seilen fest, die mich mit der Natur verbinden. Das sind für mich vor allem die Pflanzen, die Verbindung mit ihnen ist am einfachsten in meinen intensiven Alltag zu integrieren.
Ich sammele Pflanzen zu vielfältigen Zwecken, zum Färben, zum Essen und auch ein wenig zum Heilen.
Das Färben ist für mich eine neue Entdeckung und bereitet mir besondere Freude. So viele schöne Farben haben mir die Pflanzen bereits geschenkt.
Aber auch das Sammeln von essbaren Wildkräutern stärkt meine Verbindung zur Natur. Knoblauchrauke steht im Frühling an jeder Ecke, Holunder blüht gerade jetzt in all seiner Pracht, die Linde kommt bald hinzu, der Gänsefuß ist überall zu finden und im Herbst freue ich mich dann auf die Beeren und Nüsse.
Heilpflanzen ist natürlich auch ein großes Thema, vor dem ich allerdings viel Respekt habe. Doch die Kraft der Brennnessel habe ich schon sehr wohltuend erfahren, eine Kanne Brennnesseltee bringt mich an müden Tagen wieder auf die Beine. Auch Holunder und Lindenblüten sammele ich gerne, den Tee daraus trinke ich gerne an kalten Wintertage, wenn die Erkältung wieder zugeschlagen hat. Mädesüß wächst bei uns unten am Fluss ganz viel, das werde ich demnächst sammeln und verarbeiten.
Doch das ist nur meine Art, mich mit der Natur zu verbinden. Für dich kann sie ganz anders aussehen. Manche fühlen sich zum Feuermachen hingezogen, andere zum Arbeiten mit Holz.
Aber es gibt noch viel mehr: Fährtenlesen, Tiere beobachten, Vogelsprache, Inner Tracking, die Vielfalt ist groß.
Wie erlebt ihr Naturverbindung? Wo zieht es euch hin? Welche Bäume wachsen bei euch am Straßenrand? Wo steht die nächste Esskastanie? Wo der Walnussbaum? Wo baut die Amsel ihr Nest? Könnt ihr ihren Gesang erkennen? Wann verstummt er? Dies sind nur ein paar Beispiele für die vielen Fragen, die uns tagtäglich begegnen.
Ich freue mich auf eure Erlebnisse.
Lust auf noch mehr Naturverbindung?
Richard Louv, Das letzte Kind im Wald. Geben wir unseren Kindern die Natur zurück. Warum Zeit in der Natur für Kinder so wichtig ist – ein Buch, das alle Eltern kennen sollten.
„Was ist Natur? Von der Wildnis in der Stadt“, ein Deutschlandfunk Feature.