Dem Wolf auf der Spur. Wolfstracking im Hohen Fläming

Es ist ein eiskalter Morgen, als wir uns auf den Weg machen. Einer der kältesten des Jahres. Dick vermummte Gestalten, die dem Wind trotzen, weil sie neugierig sind. Neugierig auf die Natur da draußen, auf den Newcomer im Revier. Dem Wolf. Wobei, so neu ist der Wolf ja gar nicht mehr in Deutschland. Seit 1998 in der Lausitz, seit 2006 in Brandenburg, bei uns in Schleswig-Holstein ist er schon durchziehend gesichtet worden. Der Wolf ist zurück, seitdem er seit 1904 als ausgerottet galt.

Greg Sommer
Greg Sommer

Und nun ist er wieder da. Was bedeutet das für den Wald? Für die anderen Tiere im Wald? Für den Menschen? Mit diesen Fragen beginnen Greg Sommer und Paul Wernicke, die beiden Leiter des Kurses, das Wochenende. Beide sind versierte Fährtenleser, die ihr Handwerk unter anderem bei Jon Young gelernt haben. Ein wertschätzender und reflektierter Umgang mit der Natur und den Tieren ist für sie selbstverständlich und wichtig. So sind diese und andere Fragen, wie z.B. was kann ich als Mensch der Natur zurückgeben? Was ist ein nachhaltiger Umgang? immer wieder Thema in unseren Runden.

Den Wolf kennen Paul und Greg (für den ich das Vergnügen hatte zu übersetzen) recht intensiv und sie geben uns erstmal ein paar Verhaltensregeln mit auf den Weg. Ganz wichtig ist ihnen, dass man sich nicht einfach unbedacht in den Wald auf die Suche nach Wölfen begibt. Denn Wölfe dürfen sich nicht an Menschen gewöhnen. D.h. man sollte ihre Nähe nicht suchen und ihnen auf keinen Fall etwas zu fressen geben. Das gilt auch und vor allem für Welpen, deren Verhaltensmuster gerade geprägt wird. Darum sind wir jetzt unterwegs, kurz nach der Paarungszeit, wo es noch keine Welpen gibt.

Wir haben während des Wolfstrackings keinen Wolf gesehen und das war auch nicht das Ziel unseres Wochenendes. Stattdessen haben wir uns ihm und den vielen anderen Tieren des Waldes auf unsere Art genähert.

Spurenlesen

Wir haben versucht, die Spuren des Wolfes zu finden. Auf den sandigen Böden des Hohen Fläming lassen sich die so genannten Trittsiegel viel besser entdecken als bei uns zu Hause in den Laubwäldern des Sachsenwalds. Doch so einfach, wie es sich anhört, ist es dann doch nicht. Gebannt starren wir auf die schwachen Abdrücke im Sand. War es ein Wolf, der hier entlanggelaufen ist oder nur ein großer Haushund? Schließlich sind wir uns ganz sicher: Ein paar Tage vorher sind hier mindestens zwei Wölfe vorbeigelaufen.

Wolf
Trittsiegel des Wolfes

Laut Greg gibt es drei Merkmale, die uns sicher machen, dass dies hier nicht die Spur eines großen Haushundes ist.

  • der mittlere Handballen ist recht schmal im Vergleich zum übrigen Fuß
  • die beiden oberen Zehen zeigen nach innen
  • insgesamt gibt es viel negativen Raum, d.h. die Räume zwischen den einzelnen Abdrücken sind recht groß. Bei großen Haushunden ist es umgekehrt, dort füllen die Ballen und Zehenabdrücke fast das gesamte Trittsiegel aus. (Vermutlich liegt das daran, dass die Haushunde einfach nicht so fit wie die Wölfe sind und darum nicht so viel Spannung in den Füßen haben)
Wolf
Wolfslosung

Außerdem finden wir entlang des Wegs und an den Kreuzungen immer wieder Wolfslosung, deutlich zu erkennen an der Menge und dem Inhalt (Haare, Knochen). Wie alt die Losung ist lässt sich schwer sagen, doch die Spuren im Sand waren laut Greg am Donnerstagnachmittag noch nicht da. Und nun ist sie doch da, eine gewisse Aufregung bei dem Gedanken, dass die Wölfe hier wirklich unterwegs waren, auf diesem Weg, auf dem wir jetzt stehen.

Aber natürlich haben wir nicht nur Wolfsspuren gefunden. Nein, all die anderen Tiere des Waldes waren auch unterwegs. Was mich am meisten berührt hat, war eine Dachsspur, aus der Greg lesen konnte, dass der Dachs in vollem Galopp den Weg entlang geprescht ist. Eine lustige Vorstellung, ist mein Bild vom Dachs doch das eines behaglichen Tieres.

Spuren vor meiner Haustür

Und so sind es diese Spuren, denen ich zuhause vor meiner Haustür, wo die Wölfe bisher noch nicht eingetroffen sind, nachgehen werde. Dachsspuren habe ich bei meinem Sitzplatz noch nicht gefunden, dafür aber Fuchs und Rehspuren und so werde ich das nächste Mal versuchen, diese weiter zu verfolgen. Außerdem wüsste ich ja zu gerne, ob in „meinem“ Wald auch ein Dachs wohnt. Ich werde es herausfinden.

Dachsspur
Dachsspur

Ihr wollte auch noch mehr über das Lesen von Spuren wissen? Im Anschluss an das Wolfstracking habe ich Paul Wernicke interviewt, den Leiter der Wildnisschule Hoher Fläming. Wir haben übers Tracken und die Weiterbildung „Fährtenlesen“, die er ab April anbieten wird, geredet. Das Interview findet ihr hier.

Bis dahin könnt ihr ja schon mal auf den Boden bei euch schauen. Welche Spuren gibt es vor eurer Haustür? War Nachbars Katze wieder unterwegs? Könnt ihr die Hundespur erkennen?

Viel Spaß dabei wünsche ich euch!

Eure

Kathrin

Quellen:

Die Zahlen zur Rückkehr des Wolfes habe ich dem Buch „Rückkehr der Wölfe“ (Riemann Verlag 2014) von Eckhard Fuhr entnommen. Eine Karte der aktuellen Wolfspopulation mit mehr Informationen über die Rückkehr der Wölfe findet ihr hier.

Das Titelbild wurde von Paul Wernicke gemacht, alle anderen Fotos von mir.

7 Kommentare zu „Dem Wolf auf der Spur. Wolfstracking im Hohen Fläming“

  1. Liebe Kathrin,
    das klingt ja wirklich aufregend. Auch die kommende Schulung zu Fährtenlesen. Die Wildnisschule Fläming ist ja von Berlin ganz gut zu erreichen, aber solch eine Gruppenaktivität ist wohl noch nichts für mich (nochzumal es ja auch eine enorme finanzielle Ausgabe wäre). Aber einen Gedanken ist es schon wert, über solch eine Schulung jetzt oder später nachzudenken 😉
    Für Deinen Kommentar auf meiner Seite – den ich vorhin nicht mehr gefunden hatte, deshalb antworte ich Dir hier – danke ich Dir und freue mich über Dein positives Feedback. Mit Deiner Frage nach meiner Kamera sprichst Du ein großes Thema an, denn ich habe mir im Februar von meiner Nachzahlung eine Nikon D3400 geleistet (die ich mir eigentlich gar nicht leisten kann, aber mir gibt das Fotografieren so viel Kraft, dass ich fand, es so dann doch eine „vernünftige“ Investition) und besitze seit Montag auch noch ein Makroobjektiv Brennweite 40 ohne Bildstabilisator (ich hätte es nicht gedacht, aber bei Nahaufnahmen macht das tatsächlich einen Unterschied) und bin absolut überglücklich.
    Ich freue mich auf Deine weiteren Berichte und sende Dir herzliche Grüße
    Agnes

  2. Wow, wie spannend, liebe Kathrin!

    Ich bin ja irgendwie ein bisschen Naturkind (lange nicht so wie Du, aber es kommt so viel gute Energie aus Deinen Erzählungen bei mir an, so schön!), und ich laufe immer durch die Felder und den Wald den Spuren auf der Spur. Oft habe ich mich schon gefragt, welcher Hund da wohl vor mir gelaufen ist. Und die Spuren der Rehe habe ich immer geliebt, zeigten sie doch, dass diese scheuen Tiere vor mir den Weg genommen haben.

    Die Natur ist so traumhaft schön und lehrreich.

    Ich freue mich, dass ich an Deinen Erlebnissen teilhaben darf.

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