Neulich war der sechste Geburtstag meiner Tochter. Sie hatte sich eine Schatzsuche gewünscht, wie sie es neulich beim Geburtstag ihres besten Freundes erlebt hatte.
Eine Schatzsuche also. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mit den Kindern die Natur zu erfahren und kam darauf, Naturelemente zu verwenden. Ein kleiner Streifzug durch den Wald brachte viele Ideen. Holunder wächst beim Fluss, auf der Wiese daneben, Mädesüß und Spitzwegerich, das Springkraut blühte gerade – all das sollte eine Rolle spielen.
Ich dachte mir eine Geschichte mit einem verschwundenen Schatz, den eine Hexe den Kinder zu Beginn stiehlt, aus. Ein Zauberer hilft ihnen weiter und übergibt ihnen die erste Nachricht.
Darin stand, dass die Kindern sich erstmal mithilfe einer Krone in Prinz/essinnen oder Ritter/innen verwandeln sollen.
Naturkrone
Dafür hatte ich ein paar Blumen und Blätter aus dem Garten gesammelt. Diese wurden dann mithilfe eines doppelseitiges Klebebands auf einem länglichen, eingeschnittenen Stück Pappe befestigt, das dann um den Kopf geklebt wurde. Achtet darauf, dass alle Teile des Klebebands bedeckt sind (evtl. am Schluss Sand drüber geben), sonst kleben die Haare daran fest.
Danach durften sich alle noch schminken und als die Verwandlung perfekt war, ging unser kleiner Trupp Ritter/innen und Prinz/essinnen auf die Reise.
Zwei Minuten von unserem Haus entfernt gibt es ein kleines Wäldchen, das hinunter bis zum Fluss reicht. Dort, in der Au, liegt die Bille. Es ist keine echte Wildnis, eher ein Gebiet, wo viele Spaziergänger unterwegs sind. Dennoch kann man auch hier kleine „wilde“ Erfahrungen machen.
Dieser Pfad durch das Springkraut war mir schon lange aufgefallen. Das Springkraut war recht groß geworden und hier durchzugehen war wie durch einen magischen Tunnel zu laufen. Das hat den Kindern viele Spaß gemacht. Im Herbst, wenn die Samen reif sind, können die Kinder diese platzen lassen, das ist auch immer ein großes Vergnügen.
Zauberstäbe
Am Ende des Pfads gab es einen alten Baumstamm, hier war der Hexentreffpunkt, hier fertigten die Kinder ihre Zauberstäbe. Dafür ließ ich sie einen kleinen Stock in den naheliegenden gefällten Bäumen finden (nicht zu groß, damit sie hinterher nicht damit verletzen können) und den sollten sie dann mit von mir mitgebrachter Wolle umwickeln. Das Ergebnis sah so aus:
Weiter ging es über die Hölzer, die die Waldarbeiter auf den Boden gelegt hatten, um mit ihren Maschinen drüber zu fahren (das ist ein trauriges Kapitel, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.) Diese kleine motorische Herausforderung bewältigten alle gut.
Holunderperlen
Zwei Stationen weiter gab es die nächste kleine Naturbastelei. Der Weg führte in einen Holunderhain an der Bille. (Holunder gehört ja zu meinen absoluten Favoriten, deswegen kenne ich im nahen Umkreis ganz viele Standorte. Er wächst aber auch in Städten häufig in Parks und Grünanlagen.)
Wir haben einen der alten und schon recht vertrockneten Schössling abgehackt. Dafür benutze ich gerne das kleine Beil, das mir mein Mann zu Weihnachten geschenkt hat. Danach wird der Schössling mit Beil oder Messer in kleine Stücke unterteilt. Jedes Kind bekam eines. Mithilfe einer Stricknadel stoch es den weichen Kern des Holunderasts hinaus. (Achtung: Funktioniert nur im Frühling und Sommer, nicht mehr im Herbst). Einen Faden durchgefädelt – und schon wurde daraus ein magisches Halsband.
Ich habe es auch mit jüngeren Schösslingen ausprobiert, doch das klappt gar nicht.
Mädesüß und Spitzwegerich – Heilkraft der Natur
Im Anschluss fanden die Kindern eine Nachricht von dem Zauberer, der sie auf die Reise geschickt hatte. Er habe sich im Kampf mit der Hexe verletzt und bräuchte dringend diese Pflanzen zu seiner Heilung. Auf den Foto waren Mädesüß und Spitzwegerich abgebildet.
Die fanden die Kinder dann auch gleich am Weg, der an der Bille entlang führt (hier wächst tonnenweise Mädesüß) und lernten auf diese Weise auch gleich, das man Mädesüß bei Kopfschmerzen verwenden kann und Spitzwegerich als Pflaster, wenn man blutet.
Diese letzte Aufgabe war auch der Abschluss der Schatzsuche. Beim weißen Schloss (dem kleinen Birkenhain) fanden die Kinder dann den Schatz. Danach spielten sie Verstecken in den hohen Gräsern.
Wissenswertes zur Schatzsuche
Die Schatzsuche hatte insgesamt sieben Stationen und hat ca. 90 min gedauert. Es waren Kinder im Alter von 3-8 Jahren dabei, die kleineren Kinder haben viel Unterstützung gebraucht, da sollte man auf jeden Fall zu zweit sein. Für die Achtjährige waren die Aufgabe natürlich zu leicht, da hätte man noch mehr einbauen können.
Ihr denkt, ihr wohnt in der Stadt und könnt eine Schatzsuche mit Naturelementen gar nicht durchführen? Oft gibt es doch versteckte Ecken auf Spielplätzen oder in Parks, die sich anbieten. Geht einmal mit offenen Augen dadurch. Was wächst dort? Was könnte man verwenden? Was könnte man zu einer Geschichte verbinden? Anbei ein kleiner Überblick. In Klammern habe ich die Anwendungen und Möglichkeiten dazugeschrieben, damit ihr wisst, wie ihr eure Fundstücke in eure Geschichte einbauen könnt.
Naturelemente im Frühling:
Löwenzahn (Blüten für Honig, Blätter für Salat)
Knoblauchsrauke (junge Blätter für Pesto)
Giersch (junge Blätter für Pesto)
Holunderblüten (Erkältungstee, Sirup)
Holunderzweige (zum Basteln, siehe oben)
Weißdornblüten und -zweige (gegen ein schwaches Herz)
Naturelemente im Sommer:
Kamille (wächst an Feldrändern, gegen Magenverstimmungen, hellt die Haare auf)
Holunderzweige (zum Basteln, siehe oben)
Johanniskraut (wächst oft an Straßenkreuzungen, Stimmungsaufheller und Heilöl gegen schmerzende Glieder)
Walderdbeeren (zum Naschen)
Naturelemente im Herbst:
Holunderbeeren (Roh nicht essbar, zum Färben und Malen)
Brombeeren (zum Naschen)
Himbeeren (zum Naschen)
Eicheln (zum Basteln)
Kastanien (Waschmittel und zum Basteln)
Bucheckern (zum Basteln)
Naturelemente im Winter:
Zweige (zum Basteln, z.B. um ein God’s Eye zu weben)
Nüsse (zum Basteln)
Erlenkätzchen (wächst an Flüssen, gut zum Färben)
Wie sind eure Erfahrungen und Tipps? Ich würde mich sehr freuen, dazu mehr von euch zu lesen.
Weitere Literatur:
Peter Houghton, Jane Worroll, „Play the Forest School Way“, Watkins 2016.
Schatzsuchen sind bei Kindern wirklich außerordentlich beliebt. Kein Geburtstag ohne gehörige Schatzsuche. Diese mit der entsprechenden Naturerfahrung zu verbinden ist auf jeden Fall ein guter Tipp, von dem ich mich für den Bedarfsfall gerne inspirieren lasse. Danke für Deine ausführliche Beschreibung und liebe Grüße
Agnes
Liebe Agnes, vielen Dank für deine lieben Worte. Ich freue mich, wenn ich ein paar gute Anregungen geben kann. Liebe Grüße Kathrin
Ich bin total begeistert von so vielen Anregungen. Ich komme mir selbst vor wie ein Suchender und finde einen Schatz an Erinnerungen, die ich schon als Kind erlebte. Leider vieles vergessen habe.
Ich werde mich in den nächsten Tagen mehr mit Deiner wunderbaren Seite befassen um noch einmal eine Zeit durchleben, die mir Freude bereitet hat.
Vielen Dank für das Zauberstöckchen
LG. Hilde
Liebe Hilde, vielen vielen Dank für deine lieben Worte. Ich freue mich so, wenn diese Erinnerung bei dir hochkommen, das finde ich wunderschön. Sich damit wieder zu verbinden, das gibt mir immer ganz viel Lebenskraft. Alles Liebe, Kathrin
Wunderbare Tipps hast du, schade, dass du so wenig Bilder drin hast, ich hätte gerne einiges davon auch gesehen, denn Tipps für Kinder in der Natur sind immer toll!
Liebe Andrea, es tut mir leid, dein Kommentar ist irgendwie in meinem Urlaub untergegangen. Danke dir auf jeden Fall sehr für den Hinweis mit den Bildern. Ich hatte natürlich einige Bilder drin, die hat WordPress aber geschluckt (passiert bei mir manchmal). Jetzt sind sie wieder alle drin. Liebe Grüße Kathrin