Löwenzahngelb und Weißdornrot – die Farbtherapie für einen regnerischen Frühling

Dieser Frühling macht es uns gerade nicht leicht. Es ist zwar alles grün draußen, doch es ist kalt (zumindest hier im Norden) und ungemütlich. Auch ich sitze mit Schnupfen und Husten vor dem Laptop und bin körperlich zu erschöpft um rauszugehen.  Die Sehnsucht nach Wärme und Sonne ist groß.

Doch es gibt Möglichkeiten mich selbst bei diesem Wetter sich mit der Natur zu verbinden, auch wenn ich es nicht an meinen Sitzplatz schaffe. Durch das geschlossene Fenster kann ich den Gesang der Amsel hören (ich muss endlich herausfinden, wo ihr Nest ist), ein Blick in meinem (dank Erkältung noch gänzlich unbearbeiten) Garten eröffnet neue Perspektiven. Der Weißdorn hat schon frische hellgrüne Blätter und der Löwenzahn blüht überall.

Soweit reicht mein Radius gerade noch, ich ernte in einer regenfreien Minute schnell ein paar Zweige Weißdorn und die Löwenzahnblüten, und husche schnell wieder ins Haus.

Löwenzahn kann man ja zu einer Vielzahl von Gerichten verarbeiten – Löwenzahnhonig, Salat und vieles mehr – mehr dazu ein anderes Mal.

Vorbereitung

Heute stehen nämlich nicht die essbaren Varianten auf dem Programm, sondern ich möchte ein bisschen mit Farbe spielen. Dazu weiche ich die Löwenzahnblüten erstmal ein bisschen in warmes Wasser ein, erhitze das ganze ein wenig und warte dann einen Tag. Blüten sollte man nicht auskochen, dann verlieren sie ihre ganze Farbe. Beim Weißdorn kann man etwas robuster vorgehen, da koche ich die Zweige ungefähr eine Stunde lang und lasse sie dann im Topf im auskühlen (auch das dauert – Färben ist nichts für Eilige, aber super für leicht vergessliche Menschen wie  ich – je länger man wartet, desto besser das Ergebnis. Update: Länger als einen Tag sollte man bei den Löwenzahnblüten nicht warten, sonst fangen die Blüten an zu gären.)

Wenn sich dann eine schöne satte Farbe entwickelt hat, dann kann man die Blüten und Zweige abgießen. Das Wasser ist jetzt voller Farbstoffe, die so genannte Färbeflotte und dahinein könnt ihr jetzt euer Farbgut geben.

Wozu beizen?

Doch halt, ganz so einfach ist es doch nicht. Tierische Fasern wie Wolle oder Seide nehmen Farben gut an, da habe ich auch ohne Beize schöne Farben erzielt. Pflanzliche Fasern (Baumwolle, Leinen, Hanf) lassen sich schwerer färben und sollten auf jeden Fall vorher gebeizt werden.

Fürs Beizen gibt es verschiedene Methoden, ich mag am liebsten die Beizung mit Sojamilch, die von Rebecca Desnos in ihrem e-book „Botanical Colours at your fingertips“ praktiziert wird.

Bei anderen Methoden benutzt man Alaun oder Tannin oder auch Rinde … auch hier ist die Liste endlos. Besonders einfach finde ich Pottasche, die kann man in jedem Supermakt kaufen. Dabei verwendet man 15 gr Pottasche auf 100 gr trockenen Stoff und löst diese in 2l Wasser auf. Den Stoff nass machen und in die Lösung geben. Den Topf langsam erhitzen, dann ca eine Stunde vor sich hin köcheln lassen. Dann in der Beize am besten über Nacht auskühlen lassen

Färben: Unendliche Möglichkeiten

Und nun ist es endlich soweit. Wolle oder Stoff in die Färbeflotte geben, wieder ein wenig erhitzen, warten, warten, warten und überraschen lassen. Keine Färbung gleicht der anderen, jede ist immer wieder neu und anders. Es hängt vom Wasser ab, vom Alter der Pflanzen, von der Menge, von den Töpfen, die ihr benutzt. (Achtung, die Töpfe sollten hinterher nicht mehr zum Kochen benutzt werden.)

Falls euch die Farbe noch nicht gefällt, einfach nochmal erhitzen und wieder warten ….

Sobald es mir wieder besser geht, dann werde ich die Löwenzahnwurzeln auch mal ausgraben, die sollen nämlich auch funktionieren. Wenn ihr an den Ergebnissen interessiert seid, dann folgt mir doch auf Instagram unter @waldweg_.

Und habt ihr auch Lust bekommen, ein bisschen mit Farben zu spielen? Es ist echt leicht und hat mir schon so manch trüben Tag versüßt. (Funktioniert auch prima mit Kindern!)

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Hier seht ihr die Ergebnisse der Löwenzahnflotte: Ein schönes helles Gelb. Das braun daneben stammt von einer Färbung mit Erlenzapfen, das funktioniert auch sehr gut.

 

Links:

Wer Lust hat, mehr darüber zu lesen, oder sich generell für das Färben mit Pflanzen interessiert, dem kann ich empfehlen, einen Blick auf den Instagram Feed von @hey_mama_wolf_yarns und @rebeccadesnos zu werfen oder gleich das Buch von Rebecca Desnos zu erwerben (www.rebeccadesnos.com)

Generell kann man mit jeder Wolle färben, ich habe meine von Betten Rieger bei www.rauwerk-wolle.de gekauft, meinem Lieblingsladen für Bio-Wolle, und kann sie zum Färben empfehlen. Christine verkauft auch spezielle Pakete von Rosy Green Wool zum Färben.

Und wer sich die Mühe sparen will, aber gerne mit professionell naturgefärbter Wolle strickt, kann diese bei Hey Mama Wolf erwerben www.heymamawolf.de.

Alle diese Links sind ungesponsert und geben nur meine persönlichen Vorlieben weiter.

3 Kommentare zu „Löwenzahngelb und Weißdornrot – die Farbtherapie für einen regnerischen Frühling“

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